Höhencoachin Bettina im Interview: «In erster Linie geht es darum, seine eigenen Grenzen zu verschieben.»
- Höhencoach
- 18. Juni
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Juli

Unsere Höhencoachin Bettina ist Expertin aus eigener Erfahrung. Bettina hat über viele Jahre selbst unter Höhenangst gelitten, diese erfolgreich verlernt und begleitet heute andere Betroffene dabei, ihre Höhenangst zu verlernen. Bettina beschreibt ihre persönlichen Stärken als Höhencoachin mit einem hohen Einfühlvermögen, mit ihrem Wissen um Stressbewältigung und mit einer gekonnten Gruppenführung. Die Basis dafür hat sie sich mit ihrem Masterabschluss in Organisations- und Arbeitspsychologie, mit mehreren J+S-Leiterkursen, sowie mit ihrer Lebenserfahrung sicher schon einmal gelegt. Hier nun das Interview:
Höhencoach:
Bettina, auf der Website von Höhencoach wirst du mit der Aussage zitiert, dass die glücklichen Gesichter der Trainingsteilnehmenden deine grösste Motivation seien. Was meinst du damit?
Bettina:
Wenn wir Betroffenen auf Ihrem Weg helfen, ihre Höhenangst oder Sturzangst zu verlernen, geht es in erster Linie darum, Grenzen zu verschieben. Jeder noch so kleine subjektive Schritt ist ein Schritt vor- und aufwärts. Viele der Teilnehmenden gehen in unseren Höhencoachings dafür auch an ihre Grenzen und darüber hinaus. Wenn sie es dann geschafft haben, lassen die meisten Teilnehmenden ihren Emotionen und Gefühlen freien Lauf. Die glücklichen Gesichter nach den Trainings, sind denn auch der grösste Lohn für unser Engagement. So eine Aufgabe macht doch einfach nur Freude, oder?
Höhencoach:
Wie gehst du damit um, wenn Teilnehmende von sich selbst auch mal enttäuscht sind?
Bettina:
Wir erleben dies ehrlich gesagt, sehr selten. Und wenn, dann reagiere ich mit sehr viel Verständnis. In solchen Situationen will ich dann auch die möglichen Gründe für ihre Enttäuschung verstehen. So unterschiedlich die Ausprägungen der Höhenangst sind, sind es auch die Menschen. Gerade Betroffene mit hohen Ansprüchen und einem Hang zur Perfektion, stecken sich ihre Ziele gerne zu hoch und bewerten ihre eigene Leistung entsprechend kritisch. Deshalb braucht es im Höhencoaching auch ein gutes Erwartungsmanagement. Nicht vergessen, schon alleine die Teilnahme an unseren Trainings bedeutet für viele Betroffene bereits ein sehr grosser Schritt und darf deshalb auch gewürdigt werden. Und wie bei uns allen, gibt es halt einfach auch Tage, wo die körperliche oder psychische Verfassung nicht mitspielt.
Höhencoach:
Wie bist du eigentlich dazu gekommen, dich als Höhencoachin zu engagieren?
Bettina:
Ich habe selbst lange und stark an Höhenangst gelitten und diese stand je länger desto mehr im Widerspruch zu meiner Leidenschaft für Natur und Berge. Das Gefühl ganz oben auf einem Gipfel zu stehen und gewissermassen auf die ganze Welt zu blicken ist unbeschreiblich. Ich schöpfe daraus viel Energie und mein Herz geht auf. Was sich generell positiv auf mein Wohlbefinden ganz allgemein auswirkt. Dieses Glücksgefühl und die damit verbundene Energie möchte ich mit meiner Arbeit an andere vermitteln.
Höhencoach:
Wie hast du persönlich deine Höhenangst verlernen können?
Bettina:
Mein Kredo ist generell, sich der Herausforderung zu stellen. Nur so lernt man dazu und kann sich weiterentwickeln. Und ich hatte ein Ziel vor Augen. Ich wollte unbedingt einmal ein Hochtour machen. Ich hatte mich deshalb auch für einen Indoor - Kletterkurs angemeldet. An den ersten Kursabend erinnere ich mich noch sehr gut. Ich hatte mich an den Griffen festgeklammert und wollte eigentlich nicht mehr loslassen, geschweige denn runter. Der Kursleiter meinte, dass das Kletterzentrum irgendwann schliessen würde (lacht). Schon nach wenigen Wochen war ich mehr oder weniger angstfrei und dieses Sicherheitsgefühl hat sich auch auf meine Wanderungen übertragen. Und ja, heute gehe ich auf Hochtouren.
Höhencoach:
Was denkst du, sind die wichtigsten persönlichen und fachlichen Kompetenzen, die eine erfolgreiche Höhencoachin haben sollte?
Bettina:
Als Höhencoachin braucht man vor allem ein gutes Gespür für Menschen, um deren Verhalten wahrzunehmen und richtig einzuschätzen. Ebenso die Fähigkeit, sich auf die unterschiedlichsten Persönlichkeiten einzulassen und in anspruchsvollen Situationen Ruhe zu bewahren.
Wir tauschen uns regelmässig mit Experten aus der Psychologie aus, lesen alles, was zu den Themen Höhenangst, Höhenschwindel und Sturzangst publiziert wird und bilden uns weiter. So starte ich im Herbst eine nächste Weiterbildung im Bereich «Psychologisches und mentales Training im Sport» und erhoffe mir daraus, weitere neue Kompetenzen für die Begleitung von Höhenangst-Betroffenen erwerben zu können. Und natürlich braucht es auch eine kritische Selbstreflexion. Wir machen deshalb auch konsequente Nachbesprechungen unter den Höhencoaches.
Höhencoach:
Was war dein bisher schönstes Erlebnis als Höhencoachin?
Bettina:
Es gibt so viele. Grundsätzlich freue ich mich einfach über die grosse Dankbarkeit der Teilnehmenden und die vielen Komplimente, dass sie sich bei mir sehr gut aufgehoben fühlen und vollstes Vertrauen in mich haben. Die Aussage, „Ohne dich hätte ich das niemals geschafft“ höre ich regelmässig. Und wenn jemand am Morgen zittrig vor Angst vor dem Berg steht und am Abend wieder weinend vor Freude vor mit steht, weil das scheinbar Unmögliche möglich wurde, macht mich das schon sehr glücklich.
Höhencoach:
Warum sollten sich von Höhenangst oder Sturzangst Betroffene von einer erfahrenen Höhencoachin begleiten lassen?
Bettina:
Viele Psycholog:innen oder Psychiater empfehlen Betroffenen, sich ihren Ängsten zu stellen, ohne dass sie diese dann auch raus auf den Berg oder Turm begleiten. Höhencoach schliesst diese Lücke, in dem wir Betroffene in reale Angstsituationen begleiten.
Mit unserer Erfahrung und viel Einfühlungsvermögen, können wir in unseren Trainings ein Umfeld der Sicherheit und Geborgenheit schaffen, und sie mit unseren Werkzeugen unterstützen, die Angstsituationen auszuhalten und dabei festzustellen, dass ihre Angst meist unbegründet ist. Nur so findet ja letztendlich auch das Verlernen von Höhenangst statt. In diesem Sinne sind wir auch ein Anker für die Betroffenen.
Höhencoach:
Was möchtest du Betroffenen aus deiner Erfahrung unbedingt noch mitgeben?
Bettina:
Den Schritt wagen, sich der Angst zu stellen. Jede Vermeidung führt zur Verstärkung der Angst und ist eine verpasste Chance, sie zu verlernen. Zudem können die von uns vermittelten Werkzeuge auch in anderen herausfordernden Lebenssituation ihre Anwendung finden.
Höhencoach:
Besten Dank für dieses Gespräch und weiterhin viel Erfolg bei deiner Aufgabe als Höhencoachin.
(Dieses Interview wurde im Juni 2025 geführt)
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