Sturzangst beim Klettern überwinden. Rationale Argumente allein helfen wenig.
- Höhencoach
- 6. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Apr.

Passen Angst und Klettern überhaupt zusammen? Wenn wir uns Menschen beim Klettern vorstellen, denken wir sicher mehrheitlich an gut trainierte, mutige und dementsprechend auch an angstfreie Sportlerinnen und Sportler. Schliesslich wagen sich Kletternde gerne an senkrechte, ja teils überhängende Wände, die viele Beobachter bereits beim Anblick schwindlig machen. Dieses Image der Wagemutigen führt in der Kletterszene denn auch zu einer starken Tabuisierung von Themen wie der Angst. Viele mögen deshalb erstaunt sein, wie weit verbreitet Sturzangst in der Kletter-Community ist, denn sobald das Thema einmal offen angesprochen wird, gibt es überraschend viele Geständnisse.
Wenn in diesem Beitrag von Sturzangst geschrieben wird, ist nicht der natürliche Respekt vor einer möglichen Absturzgefahr gemeint. Dieser biologisch eingebaute «Warnsender» ist überlebenswichtig, gerade wenn Kletternde draussen am Fels unterwegs sind und ein Sichern in kurzen Abständen schwieriger wird, die Beschaffenheit von Stein oder Eis unberechenbar sein kann oder ein Felsvorsprung bei einem allfälligen Sturz eine reale Verletzungs- oder gar Todesgefahr birgt.
Sturzangst verstehen wir in diesem Kontext als übertriebene Angst vor dem Runterfallen. Die Sorgen werden dem realen Gefahrenpotenzial dabei nicht mehr gerecht. Denn objektiv betrachtet, gilt Klettern in einer Halle oder in einem gut gesicherten Klettergarten als eine sehr sichere Sportart ist. Dies beweisen auch die harten Fakten: Auf rund 1.3 Mio. Schweizerinnen und Schweizer, die gemäss einer Studie des Schweizer Alpenclubs SAC gelegentlich bis regelmässig klettern, gibt es draussen in den Klettergärten jährlich «nur» 450 Kletterunfälle und in Kletterhallen jährlich «nur» 850 Kletterunfälle, was einem Anteil von 0.07% entspricht (SSUV-Studie 2018-2022). Zum Vergleich: Von 2.5 Mio. Skifahrerinnen und Skifahrern erleiden jährlich rund 26’000 einen Unfall, was einem Anteil von über 1% entspricht. Die Gefahr, beim Skifahren zu verunfallen ist damit um ein 15-Faches höher (!), als beim Sportklettern. Entsprechend gelten gesichertes Sportklettern in der Halle oder draussen im Klettergarten (mit nicht mehr als einer Seillänge) auch nicht als Risikosportart, jedenfalls nicht gemäss gemäss dem Schweizer Gesetz über Risikoaktivitäten (BASPO). Davon ausgeschlossen sind Klettern auf nicht vorgesicherten Routen und Klettern ohne Sicherung, wie z.B. «Free-Solo», bei welchen bewusst auch ein erhöhtes Risiko eingegangen wird. Ein Restrisiko bleibt, wie letztendlich bei jeder Freizeitaktivität.
Für Betroffene sind diese harten Fakten aber wenig hilfreich, denn ihre Sturzangst ist mehrheitlich irrational. Alleine der Gedanke, über einen stark ausgesetzten Felsvorsprung klettern zu müssen, sich nicht gleich alle 2-3 Meter an einem Karabiner festmachen zu können oder in der Halle sich seitlich vom letzten Karabiner entfernen zu müssen, führen bei Betroffenen zu typischen Angstsymptomen wie Schwitzen, Schwindel oder Herzrasen. Als Folge klammern sie sich, kehren um und werden in Zukunft vergleichbare Situationen wenn immer möglich vermeiden. Dies ist sehr bedauerlich, denn viele Betroffene wären den rein klettertechnischen Herausforderungen gewachsen und zu höheren Leistungen fähig.
Aus psychologischer Sicht kann die übertriebene Sturzangst mit der Höhenangst gleichgesetzt werden. Denn auch bei Höhenangst führen übertriebene Sorgengedanken zu körperlichen Angstsymptomen und letztendlich zur Vermeidung. Und die gute Nachricht für alle Betroffenen: Wie bei der Höhenangst, bestehen auch bei der Sturzangst sehr gute Erfolgsaussichten, die Angst durch eine gezielte Konfrontation verlernen und wieder angstfrei klettern zu können.
Höhencoach bietet deshalb in Kletterhallen (Indoor) und in Klettergarten (Outdoor) gezielte Trainings an, damit Betroffene ihre Sturzangst wieder verlernen können. Hier findest du unsere Trainingsangebote: www.hoehencoach.ch/klettern
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Quellen für diesen Beitrag:
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Bild: marcsiegle.ch

Angstfrei unterwegs